= Pro Distribution =
Ich würde eine schlanke Distribution befürworten. Meine Gründe:
1.) ReactOS wird vermutlich so lange wie es existieren wird, ein lebendes, wachsendes und sich veränderndes Projekt sein.
2.) Im Gegensatz zu teurer, proprietärer, quellverbarrikadierter Abzock- und Bevormundungssoftware, liegt der Reiz, aber manchmal auch ein gewisser Fluch freier Software darin, dass Weiterentwicklungen in kurzen zeitlichen Abständen veröffentlicht und nutzbar werden und man dadurch objektiv oder auch subjektiv getrieben wird, dies auch zu tun, sich also die neuesten Versionen zu beschaffen und zu installieren.
3.) Als jahrelanger praktisch ausschließlicher Linux-Anwender habe ich es sehr zu schätzen gelernt, dass man mit einer aktuellen Distribution auch sehr viele Anwendungen erhält, jeweils in aktueller Version und dank Paketmanagement weitgehend abgesichert gegen Versionskonflikte und evtl. fehlende aber vorausgesetzte Module oder Bibliotheken.
4.) Jemand wie ich ist in einer winzigweichkompatiblen Umgebung wie ReactOS nicht sonderlich routiniert, was das Installieren von Anwendungen, das Anpassen und Warten des Systems (die Tiefen und Untiefen der Registry, der Profile und .ini-Dateien, Treiber) und insbesondere die Kenntnis des aktuellen Stands von gebräuchlichen Anwendungsprogrammen und Tools betrifft.
Dann wäre es analog zu einer GNU/Linux-Distri praktisch, wenn es ein Bündel gäbe, welches ein ReactOS zusammen mit einigen Anwendungsprogrammen in ihren jeweiligen unter ReactOS lauffähigen Versionen beinhaltet, so dass damit einige wichtige PC-Anwendungsbereiche abgedeckt wären.
5.) Aus dem Bereich der GNU/Linux-Distris nenne ich gerne das auf Debian / Knoppix basierende
www.damnsmalllinux.org als Beispiel für eine gut durchdachte, umfassende Mini-Distri.
Mit 48,5 MB auf Kreditkarten-Format-CDs getrimmt, bietet diese Distri neben den Linux-Basis-Tools einige Admin-Tools, Dateimanager, Editor,2 Browser, davon einer sogar Firefox, einfache Textverarbeitung und Tabellenerstellung, pdf-Viewer, CD-und MP3-Wiedergabe, CD-Brennen, Fotobetrachtung, sogar einige kleine Spiele, einige raffinierte Installationsvarianten. Verschiedene Erweiterungsmöglichkeiten über die <50MB hinaus bis hin zu einem umfangreichen Debian-System.
In Anlehnung daran sollten meiner Meinung nach auch in einer ReactOS-Distri entsprechende kompakte Anwendungen zusammengestellt werden.
6.) So wie ich an anderer Stelle schon einmal geschrieben hatte, habe ich lange darauf gewartet, AbiWord wieder unter ReactOS starten zu können. Ein OpenOffice habe ich noch nicht erfolgreich installieren können. (alles auf realer Hardware) Eine solche Zusammenstellung würde es mir leichter machen, weil ich dann auf einer CD praktisch einige wichtige Anwendungen in prinzipiell lauffähigen Versionen vorliegen hätte, ohne dass ich mich in einer vielleicht gerade einer Ziffer zu neuen Version verirre, die alles zum Stillstand bringt.
Man bedenke bitte auch, dass ich sicher noch nicht der letzte Anwender bin, welcher ohne DSL-Anbindung nicht mal eben 20 MB, geschweige denn 150 MB herunterladen kann, um eine andere Version auszuprobieren.
7.) Um Freunden und Bekannten ReactOS näher zu bringen, wäre es sicher auch vorteilhaft, wenn man solchen eine Silberscheibe in die Hand drücken könnte, mit dem Hinweis, dass das alles prinzipiell lauffähig ist. Mir ist dabei klar, dass die darauf aufgedruckten "Systemvoraussetzungen" bzw. Hinweis auf das Referenzsystem, auf welchem die Distri lauffähig ist, noch recht eingeschränkt wären.
Als Hinweis in Richtung des bisher Erreichten bzw. als Werbung dafür könnte dies aber sicherlich dienen.
8.) Wie immer bei einer solchen Argumentation kommen schnell abfällige Gegenargumente von den Monopolsystem-Verliebten oder auch -Abhängigen; in der Art: Dann nimm doch besser direkt den Marktführer, oder aber: dann bleib doch bei Linux und lass uns hier in Ruhe.
Um solchem schon hier vorzubeugen:
ReactOS ist ein interessantes und auf jeden Fall respektables Projekt.
Mir ist klar, dass einiges von dem, was ich im Beispiel von Damn Small Linux genannt habe, meines Wissens zur Zeit mit ReactOS noch nicht möglich ist. (z.B. Drucken, Scannen, USB, Sound, Modem)
9.) Ein schöner Vorteil von ReactOS ist jedenfalls, dass es kompakt ist und recht schnell hochgelaufen ist. Von daher ist es für mich gerade auf realer Hardware interessant.
Im Gegensatz dazu muss ich sagen, wenn mein Linux durchgestartet ist, habe ich von einem in emulierter Umgebung laufenden ReactOS keinen echten Zusatznutzen mehr.
10.) Aber es gibt durchaus einige Anwendungen, für die es in meiner täglichen PC-Praxis durchaus sinnvoll sein kann, vom ausgeschalteten PC ausgehend, mal schnell ein ReactOS zu starten:
- Eine Notiz oder einen Text schreiben und auf Platte speichern, vor allem, wenn ein sofortiger Ausdruck ohnehin nicht erforderlich ist.
- Mal kurz Online gehen (sofern man die entsprechenden Hardware-Voraussetzungen hat, also über Netzwerkanbindung) und in dieses Forum hier hineinschauen

- Mal etwas in der Offline-Version der Wikipedia nachschlagen. (Dies wird eines meiner nächsten Experimente mit ReactOS. Ich habe die ca 6 GB Daten der Wikipedia-CD auf die Platte kopiert. Mit Linux und Wine jedenfalls kann ich darauf wunderbar offline-schmökern.)
Und in Zukunft:
- Mal in eine CD oder MP3-Datei reinhören
- Mal schnell die gespeicherten Fotos zeigen
- Mal schnell in die auf Platte gespeicherten Dateien schauen.
- Mal schnell einige Daten von Fotoapparat oder USB-Stick auf die Platte sichern.
11.) Wichtig für einige dieser Aktionen wäre aber, dass ich mit ReactOS auf eine weitere FAT-Daten-Partition zugreifen könnte. (also nicht die ReactOS-System-Partition, vor allem auch wegen der noch wackligen Stabilität; Mit Hilfe dieser Datenpartition könnten die Daten dann ggf. mit Linux weiterbearbeitet werden, wenn man denn mal wieder auf Linux arbeitet.)
So jedenfalls habe ich dies jetzt auch schon mit meinen diversen Linux-Distris auf der Platte plus der unterschiedlichen Nutzerkonten geregelt. Sie können alle auf diejenigen Daten zugreifen, die in diesem allgemeinen Bereich abgelegt sind, bzw. können sich dort austauschen.
12.) Wenn man OpenOffice unter ReactOS ans Laufen bringt, hat man (bis auf den Ausdruck) doch schon ein Standard-Büro-System. (Für einen vergleichbaren Umfang an Funktionalität hat man Anfang der 90er Jahre noch 2000DM gezahlt! Allein schon diese Kombination, also ReactOS quasi als Fahrgestell für ein dadurch autark lauffähiges OpenOffice wäre schon eine tolle Sache.
Von daher erwäge ich, vielleicht auch OpenOffice für eine ROS-Distri vorzuschlagen, wohlwissend, dass 150-180MB in keinem vergleichbaren Verhältnis zur Größe von ReactOS stehen.
Der Vorteil liegt aber darin, dass man mit OpenOffice ein mächtiges, in sich abgerundetes Bürosystem hat, welches auch mit allen relevanten Dateiformaten umgehen kann.
Ich bin bei meinen Ausführungen selbstverständlich davon ausgegangen, dass in einer ROS-Distri nur freie Programme weitergegeben werden können.
Darüberhinaus wäre es aber auch noch denkbar, einen Text mitzuliefern, welcher neben einigen Infos zu den mitgelieferten Programmen auch Hinweise, ggf. auch URLs zu weitern Infos, u.U. auch Bezugsquellen solcher Programme listet, welche auf ReactOS lauffähig sind.
videlux